Anleitung zum Bau eines Tandems

  1. Rahmenwahl
  2. Zusammenbau
  3. Kettenführung
  4. Abschließend

Bild: Ganzansicht des Tandems
Bild 1
Wer in den Genuss des Tandemsfahrens kommen will, aber vom Neukaufpreis abgeschreckt wird, kann sich relativ einfach selbst ein Tandem bauen. Das in Bild 1 dargestellte Tandem wurde aus 2 ausgemusterten Diamant-Rahmen aus Stahl zusammengeschweißt. Wichtig ist, das man beim Schweißen folgendes beachtet, um nicht das Leben der Tandemfahrer in Gefahr zu bringen:

1. Zur Rahmenwahl nach oben

Bild: Oberrohrverbindung und Sattel mit hinterem Haltegriff
Bild 2
Hinten ist auf jeden Fall ein 28er Rahmen angebracht, damit zwischen den Radlern etwas Luft ist. Vorne habe ich bei meiner Konstruktion einen 26er Mountainbike-Rahmen verwandt, um die Länge des Tandems etwas zu reduzieren. Mit der Länge des Rades wächst nicht nur die Sperrigkeit, sondern auch die Belastungen an den Schweißnähten. Die Vorderradgabel ist für 28er Laufräder. Außerdem sollten der Aussendurchmesser der Querstrange (wo die Sattelstange drin steckt) des vorderen Rahmens und der Innendurchmesser der Hülse für die Gabel des hinteren Rahmens gleich oder fast gleich sein. Dann kann man nämlich wie in Bild 2 die Hülse längs aufgeschneiden, den vorderen Rahmen "einlegen", und entlang der Schnittkante schweißen. Diese Verbindung ist dann wirklich unbedenklich bezüglich der Festigkeit. Von den Rahmen können Sättel mit Sattelstangen und Lenker weiterverwendet werden.

2. Zum Zusammenbau nach oben

Vom vorderen Rahmen wird nun die "Unterseite des Diamanten" entfernt, also die beiden V, an deren Spitzen das Hinterrad eingebaut wird, so dass man nur ein Dreieck hat. Hierzu wird eine "Flex" (Trennschleifer) oder eine Stahlsäge benutzt. Die Schnittstellen sollten mit einer Feile so weit wie möglich geglättet werden. Der vordere Rahmen wird nun wie bei der Rahmenwahl mit dem hinteren Rahmen verbunden. Sollte der beschriebene "Trick" aufgrund unpassender Durchmesser nicht gehen, und direkt die Rohre geschweißt werden, sollten auf jeden Fall zusätzlich Versteifungen in Form von dreieckigen Blechen in den betroffenen Ecken eingeschweißt werden! Weiterhin braucht man eine Strebe, um die beiden Tretlager zu verbinden. Hier kann man ein Stück Stahlrohr nehmen, oder wenn denn genug ausgemusterte Rahmen vorliegen eines aus diesen ausschneiden.

3. Kettenführung nach oben

Bild: Detailaufnahme Kettenführung
Bild 3
Ist der Rahmen fertig, hat man das Schwierigste schon hinter sich. Die nächste und letzte ernste Hürde ist die Kettenführung. Bei meinem Beispiel wurden 2 baugleiche 3-fach Kettenblätter für die Tretlager benutzt. Vom vorderen zum hinteren Tretlager läuft eine Kette auf den mittleren Kettenblättern, und vom hinteren Tretlager zum Hinterrad läuft eine Kette vom größten Kettenblatt auf einen 6-fach-Zahnkranz. Die Hinterradschaltung ist wie bei Individualrädern, man muss nur wie in Bild 3 eventuell einen Bowdenzug verlängern. Eine weitere, etwas kompliziertere Möglichkeit der Kettenführung ist, die Kette vom vorderen zum hinteren Tretlager auf der linken Seite zu führen. Dafür muss man einen Zahnkranz (und damit ein paar Gramm) mehr spendieren, es ist irgendwie ungewohnt, und man beschmutzt sich wahrscheinlich öfter mal das linke Hosenbein. Dafr hat man die volle Anzahl an Gängen, wie bei einem normalen Rad.

Bei hochwertigen Tandems wird das Straffen der Kette, die vom vorderen zum hinteren Tretlager führt, durch eine exzentrische vordere Lagerung realisiert. Eine einfache und billige Methode, die auch noch ein Schalten auf den vorderen Zahnkränzen erlaubt, ist die Kettenstraffung wie bei einer normalen Kettenschaltung zu realisieren, siehe Bild 3. Hier muss ein bisschen gebastelt werden, also Löcher für eine Halterung in Form eines Bleches in den Rahmen bohren, das man auch basteln muss, und so weiter. Man nutzt die Anschläge, die sich in dem zu montierenden Kettenumwerfer befinden (kleine Schrauben), um den Abstand richtig einzustellen. Wahrscheinlich sind die Schrauben zu kurz, also einfach längere besorgen.

4. Abschließend nach oben

Der Rest ist wie bei normalen Fahrrädern, außer das man längere Bowdenzüge braucht. Die Laufräder sollten auch von besserer Qualität sein, und die Bereifung schön dick. Lediglich für den Hintensitzenden muss ein Lenkradvorbau (Bild 2) erstanden werden. Übrigens ist es nicht so gut, wenn beide Fahrer im Gleichtakt treten. Um die hintere Kette gleichmäßiger zu belasten sollte man 90 versetzt treten, siehe Bild 1. Das Rad wurde im Frühjahr 2006 gebaut, und bisher (2018) läuft es problemlos. Erstaunlicherweise machen die Flegen die doppelte Belastung gut mit.

erstellt am 15.08.2006, letzte Änderung am 20.10.2018